Holoride bringt VR-Gaming ins Auto und ich bin verblüfft


Ein Angebot, das auch Tech-Redakteure nicht ausschlagen können: Eine Probefahrt mit Tesla Model Y – zusammen mit einem VR-Game auf der Nase.  

Als bin ich an einem Montagmittag dem Tesla auf den Hintersitz gesprungen, habe mir den Gaming-Controller in die Pfoten drücken lassen, respektive die VR-Brille von Anbieter Holoride über den Kopf ziehen lassen.

Ich lade euch ein, mich auf meiner knapp 45-minütigen Testfahrt zu begleiten. Steigt gerne mit ein!

Aller Anfang ist Fahrt

Ein stinknormaler Mittwoch in Münchens Pasing – und doch ist heute alles anders (oder zumindest etwas), als der freundliche Holoride-Mensch an meiner Haustür klingelt. 

Eine Testfahrt soll ich bestreiten. Das würde lustig werden, hatten sie mir gesagt. Nun gut, ausgebleicht vom kalten Licht der Computer-Monitore, begebe ich mich ins pralle Sonnenlicht – und auf die Rückbank des Tesla-Edelschlittens.

Mit Tesla (Model Y) geht die lustige Fahrt los






Mit Tesla (Model Y) geht die lustige Fahrt los

Beat the BeatRider

BeatRider ist meine erste Holoride-Erfahrung. Es ist ein vergleichsweise einfaches Spiel, mit dem ich mich an die virtuellen Welten von Holoride herantaste. Vergleichbar ist BeatRider mit einem arcadigen Rail Shooter für absoluter Einsteiger. Aber anstatt, wie bei Virtua Cop oder House of the Dead (die Älteren werden sich erinnern!), auf Kriminelle oder Untote zu ballern, nehme ich bei BeatRider auf Kimme und Korn: freischwebende Kugeln. Spaßig, aber relativ simpel. 

Der Screenshot ist aus dem Holoride-Spiel Planet Ride - nicht aus dem hier besprochenen Beat Ride (zu dem wir leider kein Bildmaterial haben). Die beiden Spiele ähneln sich optisch jedoch stark.

Der Screenshot ist aus dem Holoride-Spiel Planet Ride – nicht aus dem hier besprochenen Beat Ride (zu dem wir leider kein Bildmaterial haben). Die beiden Spiele ähneln sich optisch jedoch stark.

Zum Interface von BeatRider: Wenn ich nach unten sehe, ist da eine Anzeige in meinem Sichtfeld. Diese zeigt mir an, welche Kugeln ich abschießen soll. Es ist kinderleicht: wenn die Anzeige eine blaue Kugel abbildet, muss ich auf blaue Kugeln schießen. Wenn grüne Kugeln aufblinken, sollte ich auf grüne Kugeln in der Spielewelt schießen – und so weiter.

Und, ja, das ist einerseits simpelstes Gameplay, andererseits ist es ein angenehm niedrigschwelliger Einstieg in die Virtuelle Realität. Übrigens: Wer den Schwierigkeitsgrad anheben will, der schießt einfach auf Kugeln, die am Horizont hängen – und nicht sozusagen direkt vor der Flinte kleben. Durch die statisch in der Spielewelt abhängenden Kugeln, respektive die vergleichsweisen dicken Geschosse, ist es ein Leichtes, den Highscore aufzusteigen. Zumindest war so mein Eindruck.

Soweit zu meiner ersten Holoride-Gaming-Erfahrung; aber was ist eigentlich Elastic Content – und wieso ist es ein Alleinstellungsmerkmal von Holoride? Erfahrt es nachstehend.

Davor ein kurzer Programmhinweis: Wer sich dahingehend aufschlauen möchte, wie sich Sony mit seiner Playstation aktuell in den Bereich Virtual Reality vorwagt, der hört in unsere dazugehörige Podcast-Folge rein.

Dehnbarer Begriff: Elastic Content

Im Werbe-Sprech von Holoride taucht ein markanter Begriff auf: Elastic Content (zu Deutsch: dehnbare Inhalte). Und, nein, damit ist kein Gummiband (Elastic) aus der Schreibwarenhandlung gemeint, mit dem ihr Kieselsteine (Content) rumschleudert. Okay, Nonsens beiseite: Elastic Content bringt die Bewegung des Fahrzeugs in den virtuellen Raum. Praktisch ausgedrückt: Wenn das Auto sich fortbewegt, zieht auch die virtuelle Landschaft an euch vorbei. 

Nach Wortlaut Holorides basiert die virtuelle Landschaft auf der tatsächlichen Umgebung, an die euer PKW vorbeifährt. Sprich: ein markantes Bauwerk, wie ein Einkaufszentrum, eine Kirche, oder der Münchener Friedensengel, wird entsprechend in der VR-Welt repräsentiert. 

Und ja: Während meiner Testfahrt wurden blickschöne Landschaften generiert – inwiefern diese jedoch tatsächliche, landschaftliche Gegebenheiten rund um die Fahrbahn wiedergegeben haben, kann ich weder rundheraus bestätigen, noch dementieren.  

Einen Einfluss aufs Spielgeschehen hat die generierte Landschaft zwar meiner Meinung nach nicht – aber: Das ist für das Gameplay der getesten Spiele auch irrelevant. 

Im Roguelike Cloudbreaker verarbeite ich als Mech-Warrior Gegner zu Altmetall.

Im Roguelike Cloudbreaker verarbeite ich als Mech-Warrior Gegner zu Altmetall.

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Das Rogue-like Cloudbreakers

Als Angehöriger der Generation Ü-30 hat mich die Galionsfigur unter den Holoride-Games sofort überfordert. Cloudbreakers heißt das Spiel, in dem ihr den anthropomorphen Mech-Roboter Skyjack steuert. Als Skyjack saust ihr durch die Lüfte, ballert auf feindlichen Raumschiffe, oder zieht diese mit einem Fanghaken auf Schlagweite heran – und verarbeitet die Aggressoren mit einem Schwert zu Technik-Schrott. Aufgezogen ist das Ganze als ein Rogue-like-Titel.

Kritik an Cloudbreakers: Die generierten Hintergründe der Spielewelt sind nur Staffage – wenn auch hübsch anzusehende. Will heißen: Ich zuckle zwar mit einem Mech entlang fantastischer Landschaften, empfinde Wolkenteppich und Gebirgsketten im Bildhintergrund jedoch als Dekor. Anders gesagt: Gameplay-relevant waren die Hintergrundgrafiken während meines (zugegebenermaßen kurzem) Testflugs nicht. Natürlich: Dem Spielspaß muss das keinen Abbruch tun.

Aber Gaming-Erfahrung beiseite: Für wen ist Holoride eigentlich gedacht?

Blasser Junge auf der Rückbank: Nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde, unterwegs in virtuellen Welten, bin ich doch erfreut, wieder im Real Life zu sein.






Blasser Junge auf der Rückbank: Nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde, unterwegs in virtuellen Welten, bin ich doch erfreut, wieder im Real Life zu sein.

Für wen eignet sich Holoride?

Grundlegend richtet sich Holoride an Beifahrerende im PKW. Kennt jeder: Während einer Autofahrt vertreibt frau oder man sich die Fahrtzeit – mit Daddeln auf dem Handy, einem Buch im Schoß, oder Gesprächen mit der Fahrerin. Eine Alternative stellt jetzt Holoride dar. Mit der Technik taucht ihr in den virtuellen Raum ein – entweder, um zu zocken, einen Film zu gucken, oder euch den Freuden einer Tabellenkalkulation hinzugeben. Das mit der Tabellenkalkulation ich während meines Blitz-Tests übrigens ausgelassen.

Nachdem mir Cloudbreakers persönlich zu viel Visual-Effects-Fasching war, wurde es mit dem nächsten Game vergleichsweise gemütlich.

Wer Bombermann kennt (und liebt), wird auch mit Dynablaster seine (Spiel)freude haben!

Wer Bombermann kennt (und liebt), wird auch mit Dynablaster seine (Spiel)freude haben!

Bomberman für VR

Eine Spieleerfahrung, die auch einem Gros der Lesenden als Bomberman bekannt sein dürfte, heißt Dynablaster

Das Spielprinzip ist altvertraut: In der Draufsicht steuert ihr ein Männchen (bei Dynablaster ist es ein knuffiger Roboter) entlang eines schachbrettartigen Spielfelds. Ziel des Spiels ist es, Bomben zu legen – und dank der ausgelösten Explosionen den Gegenspieler (ebenfalls ein knuffiger Roboter) niederzumähen. Im Falle von Dynablaster steckt hinter dem Gegenspieler ein computergesteuerter Charakter. 

Wie steuert sich Dynablaster? Die Spielfigur bewegt ihr in der Horizontalen und Vertikalen über das Schachbrettfeld. Mit den gelegten Bombten fegt ihr nicht nur gegnerische Roboter weg – sondern sprengt auch herumstehende Kisten (die daraufhin aufnehmbare Items freigeben).

Ergo: Genauso wie Bomberman ist Dynablaster eine kurzweilig-spaßige Spielerfahrung mit flacher Lernkurve. Soll heißen: Auch Einsteigerinnen und Einsteiger finden hier zügig den Einstieg.

Kritik an Dynablaster? Macht sich Dynoblaster in irgendeiner Form den Virtual-Reality-Aspekt zunutze? Nicht während meines knapp bemessenen Testzeitraums. Das Spielbrett schwebt in Dynoblaster vor meinen Augen im virtuellen Raum – während im Bildhintergrund tropisch wirkende Landschaft mitsamt Farnen, Palmen und Rasenfläche vorbeiziehen. Ja, für das eigentliche Spiel ist der florale Hintergrund eine bessere Tapete. Es ist halt was fürs Auge; stören tut es auch nicht. 

Nur bei Menschen, denen bereits in Kindertagen mit dem GameBoy Classic auf der Rückbank der Magen rotierte, könnte das Arrangement die Reisekrankheit auslösen (Opa-Deutsch für Motion Sickness). Zumindest ich war davon betroffen.

Streamen & Browsing 

Wem das ganze Gaming zu fordernd ist, der kann Holoride auch als stinknormalen Internet-Browser nutzen. Anders gesagt: Anstatt euch eigenhändig durch Gegenhorden zu schnetzeln, klickt und glotzt ihr euch durch den Bewegtbild-Content euer Lieblings-YouTuberinnen. 

Zum Zeitpunkt meines Kurztests wurden einige Streaming-Angebote explizit von Holoride unterstützt – nämlich: YouTube, Twitch und die ARD-Mediathek. Auch war es möglich, durch die Suchmaschine Google zu stromern.

Feministische Bildung kann nicht früh genug anfangen: dieses virtuelle Pop-Up-Buch stellt namhafte Sportlerinnen der Weltgeschichte vor.

Feministische Bildung kann nicht früh genug anfangen: dieses virtuelle Pop-Up-Buch stellt namhafte Sportlerinnen der Weltgeschichte vor.

Pop-Up-Bücher für Kinder

Wisst ihr, was ein Bicycle Face ist? Ich auch nicht. Meine finale Game-Erfahrung mit Holoride ist literarischer Natur: Girls with Guts (zu Deutsch: Mädchen mit Mumm!) heißt das virtuelle Pop-up-Kinderbuch  

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Das unterhaltsame Sachbuch widmet sich den sportiven Errungenschaften von Frauen und Mädchen, beginnend beim ausklingenden 19ten Jahrhundert – und kulminierend in den 1970ern.

Was ist ein Bicycle Face?

Obwohl ich alles inhaliere, was Margarete Stokowski publiziert, wusste ich bis dato nicht, was das Bicycle Face ist; die Girls with Guts! haben das geändert. Verkürzt gesagt: Bicycle Face ist eine erfundene Krankheit, die vorrangig Frauen in den 1890er-Jahren angedichtet wurde, die es wagten, sich aufs Fahrrad zu schwingen. 

Erfundene Symptome waren: blasse oder gerötete Haut, zusammengezogene Lippen oder Schatten unter den Augen. Unnötig zu erwähnen: Die Krankheit ist ungehöriger Unsinn.

Wo wir gerade mit dem Rad unterwegs sind – ein kurzer Produkthinweis: zu einer Handyhalterung, die garantiert kein Bicycle Face verursacht (höchstens eine Kundenbewertung).

Dinosaurier!

Was ich leider zu spät rausgefunden habe: Eines der, in der VR-Brille verbauten, Spiele hört auf den Namen Tyrannosaurus Rex. Jawohl! Tyrano. Saurus. Rex. Der König der Tyrannenechsen. Will sagen: Es gibt ein Holoride-Spiel mit Dinosauriern! Enough said. 

Nimmt mich mit auf eine zweite Spritztour, Holoride! Ich will mit dem T-Rex durchs Erdmittelalter trampeln! Indes: Eine Blitz-Recherche des Spiels ergibt, dass Rexi wie im ersten Jurassic-Park-Film aussieht. Also, ja, der Wiedererkennungswert ist auch beim hinterletzten User gegeben – aber wer Unterhaltung sucht, der näher am aktuellen Stand der Wissenschaft aufbaut, der gibt sich die Doku Prehistoric Planet. So, Ende der paläontologischen Sondermeldung.

Patrick Poti

Konnte mich Holoride überzeugen? In Teilen bestimmt.

Unter Gaming-Gesichtspunkten: Holoride war tatsächlich meine persönliche Jungfernfahrt mit einem VR-Spielzeug. Ja, leider kein Scherz.

Seit einer gefühlten Ewigkeit möchte ich Half-Life Alyx spielen, habe aber keine Böcke, Geld für Hardware auszugeben, die an 364 von 365 Tagen im Jahr in der Zimmerecke Staub ansetzt.

Und trotzdem: Aufgrund von Titeln wie Half-Life Alyx bestand meine Erwartungshaltung darin, mit Händen und Körper mit einer Spielewelt zu interagieren. Das war bei Holoride mit der (sehr gut funktionierenden) Controller-Steuerung nicht drin. Schon klar: Holoride möchte nach meinem Verständnis nicht gegen VR-Blockbuster-Titel anstinken, sondern bietet Rear-Seat-Entertainment für Wagenhalter. Punkt.

Würde ich mein Fahrzeug mit Holoride aufjazzen? Meine definitive Antwort lautet: Nein. Nicht, weil mir das Gerät grosso modo nicht gefiele. Nein, ich falle schlicht nicht in die anvisierte Zielgruppe. Besitze ich einen PKW: Nein. Sehe ich mich gezwungen, Kinderchen während einer längeren Autofahrt zu bespaßen: Nein. Hätte ich einen PKW, wäre ich dann bereit, 700 Euro für das Retrofit-Pack auszugeben: Nope.

Aber lasst euch durch meine fiskalische Priorisierung nicht abschrecken.

Nach meinem Dafürhalten ist Holoride für Wagenhalter mit Kindern oder jungen Erwachsenen, die über ein entsprechendes Budget verfügen, eine Anschaffung wert. Für Automobilisten gilt also: Traut euch an Holoride heran! Das dreimonatige, kostenlose Frühlings-Abo winkt. 

Nachklapp & Verfügbarkeit

Als ich aus dem Fahrzeug stolpere, ist mir ein bisschen übel. Ob durch einen leichten Anflug von Euphorie, oder einen durchgeschüttelten Magen, weiß ich nicht genau. Okay, mir ist während der Fahrt schlecht geworden. Gefallen haben mir die Mini-Spiele dennoch. 

Wen dieser Praxisbericht begeistern konnte, der fragt sich jetzt, inwiefern Holoride beziehbar ist. Dazu folgend nachstehend einige Eckdaten.

Allgemein: Der Launch für Holoride Deutschland ging im November 2022 über die sprichwörtliche Bühne. Verfügbar ist das Angebot für Interessenten also bereits.

Ein Verbraucherhinweis für alle potenziellen Käuferinnen und Käufer: Die Holoride-Hardware wird einmal als Pioneers Pack für 599 Euro angeboten, dann zusätzlich als Retrofit Pack für 699 Euro. Das Retrofit Pack beinhaltet alles, was es braucht, um mit Holoride loszulegen (etwa: Retrofit-Böxchen, VR-Brille, Controller, usw.). Retrofit ist dezidiert für diejenigen Kunden ohne passenden PKW gedacht.

Das 100-Euro-günstigere Pioneer’s Packs hingegen ist für Holoride-fähige Audi-Autos gedacht – beinhaltet denselben Lieferumfang (Retrofit ausgenommen, weil die notwendige Technik bereits in aktuellen Audio-PKWs verbaut ist). Audi? Ja, richtig vermutet: Die federführenden Kreativköpfe hinter Holoride sind ehemalige Audi-Mitarbeiter.

Alle weiterführenden Infos sind auf holoride.com abrufbar.

Hat euch dieser Erlebnisbericht vom Rear-Seat-Entertainment von Holoride überzeugt – oder bevorzugt ihr es, bei langen Autofahrten aus dem Seitenfenster glotzen? Hat ja auch was. Egal, ob ihr Team Pro-Holoride oder Kontra-Holoride seid: Wir freuen uns auf eure Meinungen in den Kommentaren.

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